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Freitag, 27. Juni 2008

Am heutigen 5. und vorletzten Tag sind wir an die Grenzen unserer körperlichen Belastbarkeit gestoßen. Nach dem gestrigen heftigen Gewitter brannte die Sonne heute wieder erbarmungslos auf uns herab. Die Arbeitsabläufe wurden immer kraftloser und langsamer. Und je länger der Tag dauerte, umso größer wurde meine Bewunderung für alle jene Bergbauern, die diese Belastung Tag für Tag durchhalten müssen.
Viele werden sich fragen, wie wir eigentlich dazu gekommen sind, diese harte Arbeit freiwillig zu machen. Zudem könnten wir ja im Urlaub sicherlich Angenehmeres erleben, ferne Länder, gemütliche Cocktailabende, usw. usw. ... das Übliche eben, aus unserer Welt.

im Vordergrund die steilen Wiesen, im Hintergrund links der alte Stadel und Bauernhof unseres Einsatzes

Nun, wir haben uns hier gemeldet, da uns diese Erfahrung fernab von unserer ach so zivilisierten Welt einfach interessiert. Nicht aus Sensationsgier oder aus Prahlerei vor unseren Freunden. Nein, ganz einfach, um unseren Erfahrungshorizont zu erweitern.
Wir leben auch in diesem hochgelobten reichen Land Südtirol und wissen, dass es neben dem ganzen Wohlstand auch diese Welt hier oben gibt. Ohne den idealistischen Einsatz der vielen Bergbauern in unserer Heimat, wäre dieses Land um Vieles ärmer. Vor allem hier oben auf den Bergbauernhöfen wird unser Land gepflegt, Tradition gelebt und an christlichen Werten festgehalten. Wie lange ist es her, dass ich beim Essen gebetet habe? Hier oben durfte ich dies wieder erleben und bin dankbar dafür, dass es so ist und auch so bleiben möge.
Unser freiwilliger Arbeitseinsatz hier oben ist auch ein Zeichen des Respektes, den wir stellvertretend für alle Bergbauern der Bäuerin und ihrem Sohn hier oben entgegenbringen.
Wir erlebten hier mit Sicherheit kein Gourmet-Restaurant oder 5-Sterne-Hotel. Aber kein goldener Wasserhahn, keine noch so gepflegte Wellness-Landschaft, kein noch so aufwendig vorbereitetes Abendessen kann uns jene Dankbarkeit und Wertschätzung schenken, die uns diese beiden Bauersleute gegeben haben.
Was macht uns reicher, frage ich mich gerade: das Luxusauto in der Garage, die Villa am Meer? Oder einfach diese Ehrlichkeit, diese aufrichtige Dankbarkeit, die uns jeden Morgen empfängt und jeden Abend in die Nachtruhe entlässt?
Hier gibt es keine Preis- und Reklamationsgespräche, keine Budget- und Zielbesprechungen, keine Projektsitzung und auch keine Kundengespräche, wo es immer nur um das eine geht: mehr besitzen und reicher werden.
Der Takt des Lebens wird in den Bergen bestimmt von den Launen der Natur, vom Sonnenschein oder vom Regen. Zeit spielt hier keine Rolle. Unsere eigene Kraft oder Müdigkeit entscheiden über den Verlauf des Tages. Und wird es mal streng oder schwinden die Kräfte, so ist es immer wieder die Ruhe und Gelassenheit an diesen Orten, die uns weitermachen lassen.
Für manch einen mag dieses Leben hier zu einfach sein, so ganz ohne neuen Kinohit, ohne Nachrichten aus der fernen Welt oder ohne den täglichen Entscheidungen über Beförderungen, mehr Gehalt, Investitionen und aufwendigen Wertpapiertransaktionen.
Aber genau durch diese Einfachheit, Bescheidenheit und Bodenständigkeit wird unser aller Leben wieder dorthin zurecht gerückt, wo alles seinen Ursprung hat: das Leben wird wesentlich.

Naturschauspiel

Ich wünsche mir zum Abschluß meines Arbeitseinsatzes hier oben, dass ich genügend Kraft für "meine Welt" mitnehmen kann. Und dass ich mich immer wieder an das Wesentliche im Leben erinnere.
Für die Bauersleute hier und allen anderen Bergbauern unseres Landes wünsche ich weiterhin viel Begeisterung für ihre Heimat und für den Erhalt ihres Bauernhofes.


P.S. Und wenn dort draußen in der weiten Welt noch jemand durch meine Zeilen oder durch meine Bilder Lust auf einen freiwilligen Arbeitseinsatz bekommen hat, dann schaut einfach rein auf "www.bergbauernhilfe.it".

....die Schoenheit unserer Heimat....

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